Die Kaufentscheidung wird vermehrt von nachhaltigen Gesichtspunkten geprägt, doch gleichzeitig sollte es möglichst günstig sein. Ist das überhaupt möglich oder schließen sich Umweltschutz und wenig Geld konsequent aus? Shopping macht Spaß und ist in vielen Fällen sogar nötig. Gebrauchte Waren spielen dabei eine immer größere Rolle, in Sachen Elektronik regiert jedoch die Furcht.
Was, wenn der erworbene Gegenstand einen Defekt hat und die Ausgabe umsonst war? Verbraucher können heute gebrauchte Laptops mit Garantie kaufen und sind nicht mehr auf den Privatverkauf auf Kleinanzeigenportalen angewiesen. Das verändert die Sicht auf den nachhaltigen Einkauf komplett.
Warum Gebrauchtwaren nachhaltig sind und sogar das Budget schonen
Im Bereich Bekleidung ist Secondhand kein neues Thema, doch hier ist es bedeutend einfacher. Ob Bluse, Hose und Anorak noch tragbar sind, kann auf den ersten Blick erkannt werden. Hat der Stoff keine Löcher, ist die Farbe nicht ausgeblichen und stimmt die Größe, ist der Gebrauchtkauf eine sichere Sache.
Anders sieht es jedoch bei elektronischen Geräten aus. Sie können auf den ersten Eindruck eine gute Figur machen, sind optisch ohne Schäden und beim ersten Ausprobieren zeigen sich dann grobe Fehler. Beim Privatverkauf werden Gewährleistungsansprüche seitens des Verkäufers meist ausgeschlossen, sodass der Käufer auf dem Defekt sitzen bleibt oder zumindest große juristische Probleme hat, hier einen Nachweis zu liefern.
Anders sieht es bei kommerzieller Gebrauchtware aus, die über seriöse Shops vertrieben wird. Hier handelt es sich um Profis, die ein gebrauchtes Gerät einer Generalüberholung unterziehen, sich von seiner Funktionalität überzeugen und dann selbst eine Gewährleistung geben. Insbesondere im Bereich der Unterhaltungselektronik überzeugt diese Vorgehensweise, denn gebrauchte Laptops sind nachhaltig, günstig und vor allem auch für Studierende sehr erschwinglich.
B-Ware als Nachhaltigkeitsfaktor – wenn unperfekt perfekt wird
Der Begriff B-Ware ist vielen Menschen zwar ein Begriff, er wird aber häufig eher negativ assoziiert und spielte daher lange Zeit eine untergeordnete Rolle. B-Ware ist der Oberbegriff für Produktionen zweiter Wahl, die im normalen Handel nicht oder nicht mehr vertrieben werden können. In der Regel sind es kleine technische und optische Mängel, die verhindern, dass ein Gerät noch als Neuware verkauft werden kann.
Hierbei handelt es sich wirklich um kleine Mängel, nicht um schrottreife Defekte, die noch irgendwie an den Mann gebracht werden müssen. Ein solcher Defekt entsteht oft schon bei der Produktion und der Händler weiß, dass er sein Produkt nun nicht in den normalen Handelsverkehr bringen kann. Während gebrauchte Laptops refurbed werden, wenn sie bereits im Einsatz waren, wird B-Ware nicht aufbereitet nach Benutzung, sondern auf Funktionalität getestet und dann aufgrund des Defekts, der keine funktionellen Einschränkungen mitbringt, günstig weiterverkauft.
In Deutschland produziert jeder Mensch statistisch gesehen 19,4 Kilogramm Elektroschrott pro Jahr. Müssten B-Ware Artikel jedoch konsequent entsorgt werden, weil sie keinen Käufer finden würden, wäre die Zahl der Abfälle noch höher.
Insbesondere wenn es um Hardware aus der Computer- und Elektronikbranche geht, ist die Müllmenge ganz erheblich, hinzu kommt die verschwendete Energie, wenn das Gerät am Ende nicht zum Einsatz kommt. Rund 3.000 Kilowattstunden Strom werden benötigt, um einen einzigen Desktop-PC zu produzieren. Muss dieser jetzt verschrottet werden, weil er aufgrund eines optischen Defekts am Gehäuse nicht mehr verkauft werden kann, war der gesamte Aufwand umsonst.
Unterschiede zwischen A- und B-Ware oft nicht signifikant
Bevor Waren in den Handel gelangen, müssen sie in der Qualitätskontrolle überprüft werden. Hier fällt es vielen Mitarbeitenden schwer, überhaupt zwischen A- und B-Ware zu unterscheiden, denn die Defekte fallen fast immer sehr klein aus. Schon ein winziger Kratzer an der Unterseite des Notebooks kann ausreichen, um aus einem voll funktionsfähigen Produkt ein B-Ware-Gerät zu machen, was im normalen Handel nicht mehr zum vollen Preis verkauft werden kann.
Der Käufer profitiert auf doppelte Weise, wenn er auf B-Ware statt A-Ware zurückgreift. Einerseits ist da der deutlich niedrigere Kaufpreis, andererseits aber auch das gute Gefühl, der Umwelt zumindest weniger geschadet zu haben als mit einem Neukauf.
Das Outlet-Center als Spar- und Umweltfaktor
Eine weitere Möglichkeit des nachhaltigen Einkaufs findet sich im Outlet-Center. Schnäppchenjäger kennen diese Center bereits und schätzen die Vorteile beim Einkauf. Im Outlet werden Produkte wie B-Ware, aber auch ältere Produkte verkauft, die nicht mehr zu den aktuellen Verkaufsschlagern gehören. Das gilt für die Modebranche, aber auch für die Elektronikindustrie. Im Modebereich ist eine Kollektion von berühmten Designern meist nur eine Saison im Trend, danach wird sie zum Ladenhüter. Ein Verkauf im klassischen Geschäft ist dann nicht mehr möglich, der Platz wird für neue Kollektionen benötigt. Hier kommt das Outlet-Center zum Einsatz, was die „unmodern“ gewordenen Modestücke weiterverkauft und dabei Rabatte von bis zu 70 Prozent verspricht.
Der Vorteil: Kunden können hochwertige Bekleidung zum günstigen Preis kaufen, alte Kollektionen müssen nicht mangels Lagerkapazität vernichtet werden und es fällt weniger Müll an. Outlet-Center gibt es allerdings nicht nur in der Modebranche, auch in der Elektroindustrie ist der stetige Fortschritt gang und gäbe. So ist die neueste Generation des iPhones schon ein Jahr später die alte Generation und damit wird sie für Technikfreaks uninteressant. Das Gleiche trifft auf Computer, Laptops, Gaming-Hardware, Konsolen und vieles mehr zu.
Wer sich allerdings nicht dafür interessiert, ob das Laptop einer bestimmten Generation angehört, sondern auf Funktionalität und praktische Nutzen setzt, kann im Outlet-Store jede Menge Geld sparen. Auch B-Ware kommt hier auf den Tisch, mit ihren leichten Defekten ist sie ebenfalls eine perfekte Wahl für funktionstüchtige Geräte.
Fazit: Nachhaltig kaufen funktioniert – wenn die Bereitschaft vorhanden ist
Auch wenn Elektrogeräte wie Laptops, Handys und Computer noch nicht vollständig nachhaltig produziert werden können, kann der Einkauf dennoch nachhaltiger gestaltet werden. Ein Augenmerk liegt auf den Produktionsbedingungen, hier können nur Industrie und Wirtschaft dafür sorgen, dass das herstellende Unternehmen nach grünen Gesichtspunkten agiert.
Auf der anderen Seite ist aber der Verbraucher selbst, der seinen Einkauf und seine Lebensweise grüner gestalten kann, um damit den eigenen CO₂-Fußabdruck zu reduzieren. Gebrauchtware spielt hierbei eine wichtige Rolle, denn jedes neu produzierte Elektrogerät nutzt Ressourcen, die nur noch in begrenzter Menge auf dem Planeten zur Verfügung stehen.
Gleichzeitig steigt auch die Abfallproduktion, wenn funktionstüchtige, von anderen nicht mehr benötigte Geräte verschrottet werden. Das Ziel der nachhaltigen Elektronikindustrie sollte sein, die Wertschöpfungskette auszunutzen und weniger zum Wegwerfen zu tendieren.